Hach, manche Piratenstunden sind einfach so, so schön!
Wie meine Stunde heute!
Es war der 4. Tag auf der Insel des Rhythmus und der Muster.
Und damit Schatzstunde!
In dieser Stunde sind wir ziemlich weit oben unterwegs in unserem “Haus der Schulfähigkeit” – denn schwerpunktmäßig geht es in dieser Stunde um einerseits die phonologische Bewusstheit (konkret: Silben) und andererseits um mathematische Grundkompetenzen (vor allem die 1:1-Zuordnung beim Zählen und um ein Verständnis von Zahlen als entweder Ordnungszahl oder Menge).
Gleich zu Beginn, bei unserer Einstiegsrunde auf dem “Schiff”, bin ich mit meinen Piraten nochmal auf das Inselthema zu sprechen gekommen und hab ihnen gesagt, dass sogar Wörter einen Rhythmus haben können – nämlich wenn wir sie rhythmisch sprechen.
Das hab ich gleich am Beispiel meines eigenen Namens veranschaulicht: “Sabine” kann man rhythmisch sprechen, nämlich mit Pausen: “Sa-bi-ne”.
Das geht besonders gut, wenn man dazu klatscht!
Wir haben das sofort auch mit den Namen der Kinder ausprobiert. Ich habe das “in Rabensprache” oder “in Robotersprache sprechen” genannt.
Ein Kind wusste sogar “Das sind Silben!”.
Genau! Wenn wir Wörter rhythmisch sprechen, zerlegen wir sie in Silben!
Die Kinder durften dann jeweils ihren Namen auf ein Blatt schreiben (manchen Kindern haben Anna und ich als Hilfestellung ihren Namen vorgeschrieben) und so viele Punkte dazu malen, wie ihr Name Silben hat. “Sa-bi-ne” bekam also drei Punkte. Wir haben gestaunt: Außer mir hatten alle zweisilbige Namen!
Dann sind wir an Land gegangen und haben einen Teil des Dschungels Silben-hüpfend durchquert:
In 10 nummerierten Umschlägen waren Bildkarten, die in Silben geklatscht werden sollten. Je nachdem, wie oft geklatscht werden konnte, durften die in Teams aufgeteilten Kinder die Felder eines auf dem Boden mit Kreppband abgeklebten Rechtecks abhüpfen.
Für “Pa-pa-gei”, das sie 3x klatschen konnten, durften sie also 3 Felder weiterhüpfen.
Einer meiner Piratenjungs war richtig pfiffig:
Als Anna ein Bild von einem Schiff aus einem der Umschläge gezogen hatte und wir festgestellt hatten, dass man das leider nur einmal klatschen kann, sagte er begeistert:
“Aber das ist doch ein Piratenschiff! Pi-ra-ten-schiff! Da können wir 4x klatschen!”.
Super war, dass er dann auch den anderen Teams geholfen hat und versucht hat, aus jedem Bild ein Wort mit besonders vielen Silben rauszuholen.
Über eines der Kinder habe ich mich heute besonders gefreut – ein Mädchen, das in vielen Dingen noch recht unsicher ist, sich meist sehr zurückhält und immer viel Ermutigung braucht.
Anna und ich waren in den letzten Monaten immer darauf bedacht, sie sehr behutsam zu “locken”, um nicht über ihre Grenzen zu gehen.
Dabei haben wir aber auch gemerkt, dass unsere Angebote, wenn sie als Fragen formuliert waren (“Möchtest du…?”) nahezu immer von ihr abgelehnt wurden. Wir hatten zunehmend das Gefühl, dass wir so nicht weiterkommen und sie auf diese, sehr behutsame Weise einfach nicht ins Tun bringen.
Uns schien, dass wir ihr mit unseren Fragen die Tür, den für sie einfacheren, sich nicht konfrontierenden Weg zu gehen, zu weit aufmachen…
In den letzten Stunden haben wir unsere Strategie umgestellt und unsere “Einladungen” zupackender formuliert. Zum Beispiel “Komm, das machen wir zusammen!” oder “Hilf mir mal!”. Zögernd hat sie so in den letzten Wochen schon ein bisschen mehr mitgemacht. Aber alles in allem immer noch mit sehr angezogener Handbremse…
Bei unserem zweiten großen Spiel (“Alte Kiste”) heute wollte dieses Mädchen wie gewohnt auch nicht mitmachen:
Anna hatte dafür an alle Kinder einen Gegenstand aus einem Säckchen verteilt – das Mädchen wollte keinen.
Ich saß neben ihr und sagte dann: “Dann nehm ich den für dich!”.
Als im nächsten Schritt dann alle Kinder aus der “alten Kiste” alle weiteren, zu ihrem eigenen Gegenstand passenden Gegenstände heraussuchen sollten (wer eine Kastanie hatte, sollte also alle anderen Kastanien aus der Kiste heraus sammeln), hab ich dem Mädchen erst einmal auch das noch abgenommen.
Beim letzten Schritt wollte ich sie aber unbedingt einbinden:
Die Kinder sollten ihre Gegenstände einmal in der Mitte ausbreiten und zählen (ein super Setting übrigens, um zu beobachten, ob die 1:1-Zuordnung beim Zählen schon gesichert ist).
Da aber auf meinem Schoß schon ein Kind saß und ich vor mir keinen Platz hatte, war die Situation perfekt, um das Mädchen aus der Reserve zu locken.
Ich hab zu ihr gesagt: “Du musst mir jetzt mal helfen, allein schaff ich das nicht! Ich geb dir die Wattestäbchen einzeln in die Hand und wir zählen sie dabei gemeinsam!”
Ich hatte das bewusst nicht als Frage formuliert. Und wie sich gezeigt hat, war das wirklich gut so:
Das Mädchen hat ohne ein Anzeichen von Unbehagen und sogar mit einem stillen Lächeln mit mir die Wattestäbchen gezählt (es waren zehn!).
Ich hab mich so darüber gefreut!
Im nächsten Schritt haben wir unsere Gegenstände auf dem in 10 Felder unterteilten Rechteck des Silbenhüpf-Spiels verteilt: Den einen Korken legten wir zusammen mit einer Zahlenkarte der “1” in das erste Feld, die zwei Karten zusammen mit der “2” in das zweite, die drei “Wäscheklammern” zusammen mit der “3” in das dritte Feld usw..
Die Kinder können so erleben, dass es unterschiedliche „Aspekte“ von Zahlen gibt:
Denn Zahlen können entweder eine Menge, also eine Anzahl beschreiben. Ddas ist der sogenannte „kardinale Zahlaspekt“.
Oder sie können als Ordnungszahl benutzt werden, um einen bestimmten Punkt in einer Reihe zu benennen.
Bei „drei Wäscheklammern“ benennt die „drei“ also die Gesamtanzahl der Wäscheklammern. Das „dritte“ Feld dagegen formulieren wir, wenn wir einen bestimmten Punkt in einer Reihe – hier von Feldern – benennen wollen (und eben gerade nicht die Gesamtanzahl der Felder).
Das ist der sogenannte „ordinale“ Zahlaspekt.
Beide „Zahlaspekte“ sind für den Umgang mit Zahlen und das spätere Rechnen in der Schule wichtig!
Als wir fertig waren, hat jedes Kind sich nochmal vor “sein” Zahlenfeld gestellt und der Reihe nach sind die Kinder auch die Zahlen nochmal gehüpft (das war Annas spontane Idee) – also 1x hüpfen für die Eins, 2x hüpfen für die Zwei usw..
Als wir bei dem 10. Feld mit dem Wattestäbchen angekommen waren, bin ich zu dem Mädchen gegangen, hab seine Hand genommen und es angelächelt: “Das machen wir beide wieder gemeinsam!”
Und so sind wir zusammen 10x gehüpft.
Es klingt vielleicht banal, aber das war wirklich ein großer Erfolg für das Kind!
Und für mich mit einer wichtigen Erkenntnis verbunden, was wir tun müssen, um das Mädchen in den nächsten Monaten weiter zu stärken:
Anna und ich waren so darauf bedacht, das Mädchen nicht so sehr zu bedrängen, um nicht über ihre Grenzen zu gehen, dass wir dabei offenbar ZU vorsichtig gewesen waren.
Denn wie sich nun gezeigt hat, braucht das Kind einfach immer wieder sanfte, aber dennoch bestimmte Anstupser. Denn im permanenten Ausweichen wird es seine Scheu und Unsicherheiten nicht überwinden.
Natürlich werden wir das Mädchen auch in Zukunft zu nichts zwingen, sondern immer achtsam sein.
Aber wir werden versuchen, es dem Kind auch in Zukunft (auf behutsame, aber entschlossene Weise) nicht ganz so leicht zu machen, den bequemen “Ausweg” des Sich-Entziehens zu nehmen.
Denn so kann es die Erfahrung machen, dass es sich lohnt, auch mal was zu riskieren.
Und dass man seine Grenzen in einem geschützten Rahmen auch neu stecken kann.
Ich glaube, für dieses Mädchen war die Stunde heute eine wichtige Erfahrung!
Zu dieser Insel haben wir eine ganze Podcast-Folge aufgenommen und erzählen dir von unseren Abenteuren auf der Insel des Rhythmus und der Muster.
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